Wie kann man Stalking als Beziehungsdelikt gemäß §238 StGB erkennen, einschätzen, bei rechtspsychologischen Begutachtungen berücksichtigen und professionelle Hilfe leisten, um zu trennen, was nicht zusammengehört?
Stalking, Nachstellung ist von seinem Charakter her ein klassisches Beziehungsdelikt einer einseitig nicht (mehr) gewünschten Beziehung. Sowohl in der Begutachtung als auch in der Beratung stellt sich häufig die Frage „mad or bad?“. In welchem Umfang resultiert das Stalking aus krankheitswertigen Störungen, wieviel Verantwortung trägt die stalkende Person, wann kommt verminderte Schuldfähigkeit in Frage? Das Seminar vermittelt Ihnen die benötigte Expertise, um die Bedrohung und hilfreiche Handlungsoptionen einschätzen sowie gezielte Interventionen und Krisenbegleitung veranlassen zu können.
Rechtliche Grundlagen und Prävalenz
Tätertypologien, Motivation, psychologische Erklärungsmodelle
Psychische Prädispositionen: Bindungsproblematiken, narzisstische Vulnerabilität, Fixierung und Obsession
Instrumente der Gefährdungsanalyse
Das Erleben der Betroffenen aus Krisenperspektive
Psychosoziale Beratung zwischen Schutzmaßnahmen und Empowerment
Das Seminar befähigt Sie, Stalking zu erkennen und von anderen Formen interpersoneller Gewalt abzugrenzen. Sie können einschätzen, wann eine Strafanzeige und ein Annäherungsverbot nach Gewaltschutzgesetz sinnvoll sind. Sie verfügen über Knowhow der Opferberatung, angemessener Schutzmaßnahmen und der Rückeroberung von Lebensqualität für die Betroffenen. Sie kennen mögliche Netzwerkpartner.
Der Dozent ist Mitbegründer des Berliner Krisendienstes und der Beratungsstelle Stop-Stalking, als deren Leiter er die Beratung von mehr als 1300 Stalkenden und mehr als 5000 Stalkingbetroffenen begleitet hat. Die Verschränkung der Perspektiven von Opfer- und TäterInnenerfahrung ermöglicht ein vertieftes Verständnis der Stalkingdynamik, aus der ein eigener Beratungsansatz entwickelt wurde.
Dieses Seminar ist für den Schwerpunkt A5 der Föderativen Weiterbildung Rechtspsychologie anerkannt
Ortiz-Müller, W. (Hrsg.) (2017) Stalking - Das Praxishandbuch. Opferhilfe, Täterintervention, Strafverfolgung, Stuttgart, Kohlhammer-Verlag
Ortiz-Müller, W.,Gahleitner, S., Gutwinski , S. (Hrsg.) (2020) Praxis Krisenintervention – Handbuch für helfende Berufe: Psychologen, Ärzte, Sozialpädagogen, Pflege- und Rettungskräfte, Stuttgart, Kohlhammer-Verlag
PsychologInnen; Kinder- und JugendpsychotherapeutInnen; Psychologische PsychotherapeutInnen; PsychotherapeutInnen in Ausbildung; Ärztliche PsychotherapeutInnen; Führungskräfte; HR-Fachkräfte; BeraterInnen; Klinisches Arbeitsfeld; Psychosoziales Arbeitsfeld; Erziehungs- und Familienberatungsstellen; Studierende (Studierende Master)